LV2407 hat geschrieben:
Ich glaube, es ist dieses "sich ausgeliefert" fühlen, was mich irrational belastet. Wenn mein Partner sagen wúrde, das gefällt ihm so, dann wäre das für mich weniger schwierig. Es ist die Unvorhersehbarkeit, was beim nächsten Mal wieder schief geht und die Tatsache, dass es ihm auch nicht gefällt, was mich leider völlig unnötigerweise belastet.
Vielen Dank fúr eure Vorschläge, ich werde darüber nachdenken!
Für mich klingt es so, als sei es für deinen Freund/Partner aber trotzdem nicht sonderlich schlimm, dass seine Haare mal besser, mal schlechter geschnitten werden. Jedenfalls nicht schlimm genug. Es scheint für ihn die Bequemlichkeit zu überwiegen, zum Billigfriseur zu gehen.
Es scheint also nicht an einem Mangel an Geld, Geschmack oder Wissen über Stil zu liegen, dass dein Freund öfter mal mit aus deiner Sicht nicht so guten Haarschnitten nach Hause kommt.
Jedenfalls: Wenn man eine Beziehung auf Augenhöhe will, kann man sich die andere Person nicht designen.
Das bedeutet: Sobald klar ist, dass die Entscheidung für ein bestimmtes Aussehen nicht auf Wissenslücken oder irgendeinem Mangel fußt, muss man loslassen. Auch hinter Passivität oder mangelndem Einsatz für die eigenen Erscheinung stecken Entscheidungen des anderen.
Sofern man den anderen nicht kontrolliert, ist man in jeder Beziehung einer gewissen Willkür des Anderen unterworfen. Man wird mit Entscheidungen leben müssen, die man nicht nachvollziehen kann, oder mit Situationen, wo man selbst meint, doch den Weg zu kennen, wie es besser wäre.
Auch dein Kind wirst du nicht steuern können, und ich bin mir fast zu 100% sicher, er wird Entscheidungen treffen, die ihn für dich hässlicher machen (wenn es nicht die Haare sind, dann wohl irgendwann die Mode).
Mir scheint, als stecke dahinter auch die Sorge, es würde auf dich "abstrahlen", wenn dein Kind oder dein Mann unvorteilhaft aussehen - so als würdest du quasi mit Verantwortlich dafür gemacht, weil du eine enge Bezugsperson bist. Mag sein, dass das hin und wieder tatsächlich passiert, die meisten Male wahrscheinlich hinter deinem Rücken ("kann die soundso nicht mal ihrem Mann sagen, der soll sich ordentlich rasieren"). Dahinter steckt für mich aber die fundamental falsche Vorstellung, irgendjemand anderes als man selbst sei für die eigene Erscheinung verantwortlich und habe das Recht oder die (mütterliche) Pflicht, darüber zu verfügen.
Was, wenn jemand kommt, und etwas in der Richtung sagt: "Das Kind hat ja einen unmöglichen Haarschnitt, kann die Mutter mit ihm nicht zu einem vernünftigen Friseur gehen?". Ich würde mir da eher überlegen, wie du mit diesem Worst case umgehst.
Wenn es dir wichtig ist, zu signalisieren, dass du durchaus ein Bewusstsein für ästhetische Haarschnitte hast, kannst du das ja auch anklingen lassen: "Ich habe auch schon Haarschnitt XY vorgeschlagen, und Haarschnitt ABC würde mit den Ringellocken sicher auch hervorragend aussehen - aber er will gerade nicht Haarschnit XYZ/im Allgemeinen zum Friseur, und ich respektiere den Willen meines Kindes".
Mein Freund ist übrigens auch Typ Billigrasierer und geht am liebsten all Schaltjahr zu C&A für neue Klamotten. Ich finde vieles suboptimal an ihm (der Bart wird auch gerne mal zu kurz wegen falscher Einstellung), dazu habe ich eine sehr genaue Vorstellung davon, wie ich ihn einkleiden würde, weil ich im Allgemeinen der Meinung bin, mich damit auszukennne. Ich akzeptiere, dass es ihm zum einen einfach nicht so wichtig ist, um viel Zeit darein zu stecken, und er zum Anderen auch sehr viel Zeit braucht, um sich mit äußerlichen Neuerungen anzufreuden oder Mut zu sammeln, etwas Neues auszuprobieren.
Könnte er (für mich) besser aussehen? Ja. Aber man kriegt halt nie die beste, durchoptimierteste Version des Anderen, sondern vielleicht die 65%. Die grundlegende Frage ist, ob die einem reichen.