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Moin, moin in die Runde,
ja, auch ich fühle mich ein wenig angesprochen: ich glaube, viele Frauen können nicht wirklich nachvollziehen, welches Problem Männer hier haben.
Wenn sie selbst mit einem zusammen sind, denken sie wahrscheinlich: wo ist das Problem? Gibt doch diverse Männerfrisuren: Kurzhaar, Hahnenkamm, mittellang oder lang, vielleicht auch etwas punkig oder Dreads.
Es ist heute zwar nicht mehr, wie in den 50er- oder 60er-Jahren (oder heute noch in manchen Ecken Osteuropas) wo man riskierte, von einem Lynchmob halb skalpiert zu werden, wenn man die Haare lang trug.
Aber die Grenze der Toleranz ist auch heute bei Mänern, die sich nicht an die Regeln halten, viel schneller erreicht, als bei Frauen, und man hört von den StilpolizistInnen den Alarmruf "das geht aber gar nicht!!" bzw. "das ist zu feminin!"
Das Umgekehrte, dass Frauen mit Kurzhaarfrisuren als "zu maskulin" bezeichnet werden, mit der Betonung, das sei inakzeptabel, ist da sehr viel seltener.
Und vor allem die unsicheren unter den Frauen legen Wert darauf in einer Beziehung mit "einem richtigen Kerl" zu tun zu haben (zwecks Beschützen usw.), und da scheint dann Kurzhaar - am besten, wie bei den US-Marines, Bruce Willis & Co. - allemal besser.
Wenns dann um Hochsteckfrisuren geht, wie Dutt usw,, die, wie wir ja wissen, am haarschonendsten und am praktischsten für den Langhaaralltag sind, ist die Zahl derer, die abwinken "nix für Männer", "zu feminin!!!" doch schon recht groß.
Und man muss sich dann herumschlagen mit eher unpraktischen Frisuren, die unter Rucksackriemen klemmen bleiben usw. oder sogar bei der Arbeit gefährlich sind..
Viele sind dann entmutigt, weil sie Schikane oder Mobbing befürchhten, wenn sie sich nicht an die Norm halten.
Mir wurde auch hin und wieder erklärt, es sei zu feminin, wenn ich die Haare offen trage, statt, wie meist, im Pferdeschwanz.
Keiner weiss, ob Männerlanghaar heute überhaupt möglich wäre, wenn nicht die Beatles in den 60er-Jahren damit gekommen wären (gab damals viele Auseinandersetzungen in Familien, im Beruf, mit Vorgesetzten usw.).
Frauen sind dann ja in den 80ern massiv in die Männer-Kurzhaar-Domäne (Feminismus damals ) eingebrochen. Das findet heute jeder normal (inklusive Frauenjeans).
Das Umgekehrte von seiten der Männer ist nicht geschehen.
Nun ja: Kurzhaar wird mit Macht und Durchsetzung verbunden (war auch schon mal anders, s. Indien, China usw,), und als die Männermacht durch den Feminismus unter Druck kam, haben sie sich nur noch mehr daran geklammert.
Mich aber interessieren Freiheit und Kreativität mehr, als Macht.
Tabus werden heute ja übrigens nicht mehr ausgeübt, indem man Leute einknastet oder dergleichen, wie in früheren Zeiten.
Heute werden sie exekutiert, indem die, die sie brechen, hören "das geht gar nicht!", man macht sie lächerlich, erklärt ihr Erscheinungsbild für albern, mobbt und schikaniert sie, sie werden ausgegrenzt.
Wer sich nicht anpasst, wird bestraft, z.B. durch abwertende Behandlung: nicht selten haben sich Männer die Haare nur abgeschnitten, um einen Job zu bekommen.
Unter Freiheit verstehe ich aber, dass ich, wenn mir danach ist, z.B. meine Haare in einem hohen Dutt tragen kann, ohne mir dadurch irgendwelche Nachteile einzuhandeln. Für eine Frau völlig selbstverständlich, für einen Mann ganz und gar nicht, also ein ganz klares Tabu.
Da liegt ständig, wie bei den Borgs von Startrek, die Drohung in der Luft "du wirst assimiliert" (also zur Anpassung gezwungen). Die meisten geben diesem Druck nach (oder behaupten, sie wollten gar nichts anderes, als alle anderen).
Das ist natürlich bequemer und vorteilhafter für die eigene Karriere. Als unauffällige, angepasste graue Maus geht man den Katzen, die überall lauern, bzw. denen, die auf eine Gelegenheit warten, z.B. als StilpolizistInnen andere zu mobben, am besten aus dem Weg.
Deshalb bekommt von mir jede/r, der/die es wagt, gegen Anpassungsdruck und Stilvorschriften zu verstoßen, und so aufzutreten, wie andere es sich nicht trauen, 3 dicke Pluspunkte: das vergrößert dann den Spielraum und die Freiheit auch für alle anderen, so wie in den 60ern die Beatles, die es wagten, ihre Haare immer länger zu tragen, und lange Haare bei Männern damit bei uns überhaupt möglich machten.
soweit mein Senf zu diesem Thema
Grüße - Georg
PS: habe gerade mal den Schlaufendutt ausprobiert. Macht einen ganz brauchbaren und alltagstauglichen Eindruck. Mal schauen, wer alles das für unpassend erklären wird.
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