Die lieben Kleinen....
Neulich saß ich mit meinem dreijährigen Neffen auf dem Boden. Wir spielten mit der Eisenbahn, als er auf einmal meinen Haarstab entdeckte.
Er: Was ist das?
Ich: Eine Art Haarspange.
Er stellt sich auf, ist somit auf meiner Kopfhöhe und schaut sich den Stab genau an.
Ich: Darfst du dran ziehen, dann kannst du schauen, was dann passiert.
Wie kann man nur so doof sein und seinem Neffen indirekt erklären, wie man die Tante prima ärgern kann, in dem man an ihren Stäben zieht?

Es geht aber noch weiter: er zieht kräftig. Haare fallen in einem Schwung auseinander, aber das Phänomen hat ihn natürlich nicht beeindruckt. Hmpf. Stattdessen schaut er sich den Stab interessiert an.
Ich: Damit musst du aber ganz vorsichtig sein, ich werde sehr traurig, wenn der kaputt geht.
Er nickt.
Ich: Gefällt der dir?
Er nickt.
Ich: Ja, mir auch, der hat so schöne Farben!
Er schaut mich verwundert an.
Ich: Findest du nicht?
Er: Es geht. Es wäre besser, wenn er rot-weiß wäre, aber so geht es auch.
Ich schaue ihn verwundert an.
Er: Na, das ist doch eine prima Schranke!!
Und ehe meine Synapsen funktionierten, drehte er sich begeistert um, schob den Stab auf einem Legostein und lies den Zug mit Volldampf auf den Stab zufahren.
Er (zum Zug): Aber nur vorsichtig bums machen, sonst ist die Yerma traurig.
Ich: Äh, hier wird gar nicht "bums gemacht". Komm, wir suchen etwas anderes, das wir als Schranke benutzen können.
Und ehe seine Synapsen funktionierten, war der Stab schon weg. Wohlweislich nicht im Haar, sondern in meiner Handtasche. Ich hoffe, er hat bis zu meinem nächsten Besuch vergessen, dass die Tante praktischerweise oft eine Schranke im Haar hat, die man einfach so rausziehen kann.

Allerdings bin ich kindererfahren genug um über diese süße naive Hoffnung nur müde zu lächeln.