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Re: Über 40 - Haare ab oder in mit langem Haar?

Verfasst: 22.03.2016, 23:24
von Tasha
daughty hat geschrieben:Ich assoziiere auch eher mit den kurzen Betonfrisuren oder den aufgetufften Löckchen eine "Oma".

Also, wenn man unter "Oma" eine ältere Frau mit Einschränkungen (Gehbehinderung, schlechteres Gehör etc. - also Alterszipperlein) versteht, dann sind Locken/ Kurzhaarfrisuren schon parktischer. Meines Wissens ist oder war ein Test bei der Pflegeeinstufung, ob man die Hände über den Kopf heben kann. Das können also viele nicht mehr. In dem Fall kann man sich auch keinen Dutt mehr stecken, man kann aber zum Frisör gehen, und nachschneiden lassen (wie es mit dem Haarebürsten ist, weiß ich nicht, aber dafür müssen die Hände ja nur kurz über den Kopf).

Ich finde, heute hat sich das Alter sehr verschoben. Man altert eher nicht entsprechend seiner Jahre, sondern entsprechend seines Lebensstils und seiner Aktivität. Viele sind mit Mitte 20 schon "alt", weil sie fast nur Routine haben, wenig Bewegung bekommen und sich nicht mehr geistig herausfordern (wollen). Andere bleiben bis ins (zahlenmäßig) hohe Alter aktiv. Gerade bei den fortgeschrittenen Jahren sieht man das mMn - es gibt Menschen, die mit 80 so aussehen und so aktiv sind wie andere mit 60. Diese 60jährigen sind dann meist von der Sorte "Alltagsroutine, bloß nicht zu viel machen, Neues überfordert mich".
Ganz krass ist der Unterschied mMn bei der Bewegung: Es gibt sagen wir mal 70jährige, die noch mit dem Fahrrad zum Einkaufen fahren oder ins Fitnessstudio gehen etc. und andere, die schon seit über 10 Jahren Schrittgeschwindigkeit als Höchsttempo beim Laufen haben und Probleme beim Treppensteigen etc.
Früher war es mMn irgendwie "unangebracht", im Alter, also ab Silbermähne/ Rente schneller als Schrittgeschwindigkeit zu gehen. Man sah keinen Älteren, der Sport machte oder zügig ging etc. Oder jedenfalls sehr selten. Heute ist es viel üblicher, auch nach der Rente aktiv zu sein, etwas Neues zu lernen und seinen Körper in Form zu halten. Das hält dann natürlich viel jünger, wenn keine ernsthaften Krankheiten dazu kommen. Und selbst wenn, kann man diese oft viel besser im Zaum halten.
Im Extremfall gibt es heute 40jährige, die keine Krankheit oder Behinderung haben, aber deutlich weniger fit sind als 50-70jährige, die jahrelang Sport gemacht haben.

Insofern finde ich, dass allein das Alter als Zahl der Jahre wenig aussagt, es kommt mehr auf den Lebensstil und die auch damit zusammenhängende allgemeine Gesundheit (und Fitness) an. Und auf die innere Einstellung, z.B. ob man Wert auf Mode/ Make-up/ "Körperpflege, die über das Notwendigste hinaus geht" oder eben Haare legt.


LG von
Tasha

Re: Über 40 - Haare ab oder in mit langem Haar?

Verfasst: 23.03.2016, 08:39
von Làireach
Tasha hat geschrieben:Meines Wissens ist oder war ein Test bei der Pflegeeinstufung, ob man die Hände über den Kopf heben kann. Das können also viele nicht mehr. In dem Fall kann man sich auch keinen Dutt mehr stecken, man kann aber zum Frisör gehen, und nachschneiden lassen (wie es mit dem Haarebürsten ist, weiß ich nicht, aber dafür müssen die Hände ja nur kurz über den Kopf).
Richtig, so war's auch bei meiner Großmutter, als sie körperlich nicht mehr fit war. Sie hatte immer eine schöne Frisur mit elegantem Dutt, aber sie hat das allein dann einfach nicht mehr hinbekommen, weil sie's nicht mehr schaffte hinter'm Kopf herumzuwurschteln. Es war aber nicht so dramatisch, weil ihr Haar ohnehin anfing fisselig und dünn auszusehen. Bei ihr hat es den Gesamteindruck sogar verbessert - aber sie ist auch über 80 und da darf mal die Bequemlichkeit vorgehen. :D
Aber davor, als sie sich die Haare noch selbst frisiert hat, da sah es gut aus - sie hat immer die ausgefallenen Haare gesammelt und damit ein Duttkissen aus Eigenhaar gefertigt, damit's voller aussah. :-) Aber offen getragen sahen die auch schon früh nicht mehr so klasse aus...

Wenn man aber schönes und gesundes Haar hat finde ich es auch bombig in lang getragen! Ich weiß ja nicht, welche Pflege es braucht, aber ich kenne es von älteren Leuten aus dem Umkreis, die komplett ergraut sind, dass da das Haar schneller bricht - leider. :( Auf der anderen Seite hat meine Mutter unter ihrer Tönung auch schon sehr graues Haar - und bei ihr sieht's super glatt und gesund aus, obwohl sie nicht gerade auf schonende Pflege achtet. Ich hoffe, dass mein Haar auch so dankbar bleibt wie ihres. :lol:

Re: Über 40 - Haare ab oder in mit langem Haar?

Verfasst: 23.03.2016, 10:40
von daughty
Klar ist Voraussetzung, dass man sich noch selbst frisieren kann. Wenn ich mal die Arme nicht mehr heben können sollte, dann ist auch Nachtzopf oder Dutt nicht mehr möglich. Aber da steckt man nicht drin, wie es werden wird. Klar kann man einiges durch Sport und Fithalten machen, aber die wenigsten von uns entschlafen mit 89 kerngesund im Bett.

Re: Über 40 - Haare ab oder in mit langem Haar?

Verfasst: 23.03.2016, 10:44
von Marleane
ich bin 56, mir ist völlig schnuppe was andere Leute zu meinen Frisuren denken...leider habe ich nach den Wechseljahren Haarausfall...aber ich arbeite gerade dagegen an...werde ich auch weiterhin machen...ich wohne in einer stürmischen Gegend am Meer...mit kurzen Haaren nerven die Haare schnell da sie im Gesicht herumwehen...da ist mindestens ein Zopf einfach praktischer..lange oder längere Haare sind einfach schön und kleidsam für jedes Alter finde ich


@daughty
darüber mache ich mir Gedanken wenn es soweit ist...wenn man denn so alt wird :lol:

Re: Über 40 - Haare ab oder in mit langem Haar?

Verfasst: 23.03.2016, 10:53
von daughty
Genau, da hast du wohl recht. :wink:

Re: Über 40 - Haare ab oder in mit langem Haar?

Verfasst: 23.03.2016, 11:04
von Liesschen
Ich arbeite derzeit in einem Altersheim und von 40 Bewohnern, davon ca 30 Frauen, hat eine Dame lange Haare, sehr dick und glatt, bis ca BSL. Obwohl sie sich selbst nicht mehr frisieren kann bleiben die Haare dran, sorgfältig in einem Zopf gflochten. Die Bewohnerin wirkt optisch erhaben, wie eine Königin.

Warum kommen die Haare also nicht ab? Diese Dame ist stark dement. Sie braucht alles so, wie sie es gewohnt ist. Ihre Möbel, ihr Mandalamalbuch, ihre Kuscheltiere, ihre Lieblingstasse, ihr Zopf. Und für die Pflege ist das tägliche bürsten und neu einflechten des Zopfes auch kein Problem:)

Re: Über 40 - Haare ab oder in mit langem Haar?

Verfasst: 23.03.2016, 11:22
von beCAREful
Liesschen,
das sehe ich wie Du: für die Pflege ist (oder sollte und darf!) es kein Problem, auch lange Haare zu pflegen, es ist sogar verboten, die Haare gegen den Willen der Patientin/Bewohnerin abzuschneiden.
Ich hab auch schon Patientinnen mit langen (bis Steiß) Haaren gepflegt - die Haare wurden einmal pro Woche gewaschen und ansonsten meist zum Engländer geflochten (selten hochgesteckt, weil sie keinen Schmuck dazu hatte und die Bobbypins immer verloren gingen).

Ich selbst habe ja JETZT schon Einschränkungen in der rechten Schulter (linke Schulter fängt so langsam an), aber ich will mir auf keinen Fall meine Haare deswegen abschneiden lassen. Noch gehts (unter Schmerzen), die Haare hochzustecken, dabei bevorzuge ich schnelle Frisuren (Nuvi, Nautilus, Flechtdutt) - dabei sind die Hände auch nicht länger oben als wenn ich mit viel Spray und Fönen kurze Haare stylen müsste (hält bei mir nicht, meine Haare sind sehr weich und flutschig).
Was auch an ganz schlechten Tagen immer geht, ist ein seitlich geflochtener Engländer, dazu müssen die Hände gar nicht hinter den Kopf.
Momentan versuche ich, die linke Hand mehr zum Frisieren zu nutzen, um die rechte Schulter zu schonen, sollte alles nimmer gehen, hoffe ich, dass mein Samtköpfchen ihre Angst vor dem Frisieren überwinden kann.
Ansonsten werde ich mir einen Friseur oder eine nette Nachbarin/Kollegin suchen müssen, der mir hilft - ich denke, einmal wöchentlich waschen und anschließend Klassiks hochgesteckt müsste gehen, da ich nachts eh mit Seidentuch schlafe.
Kurz/Glatze ist nur dann eine Option, wenn mein Haar extrem ausfallen sollte (hatte ich leider auch schon). Aber sonst sehe ich für mich keinen Grund.

Re: Über 40 - Haare ab oder in mit langem Haar?

Verfasst: 23.03.2016, 11:41
von Silberfischchen
Ich kenne aus der Alten- und Krankenpflege sowohl lang- wie auch kurzhaarige Frauen und ich finde, dass die langen Haare, die bei uns immer geflochten und wenn die Bewohnerin/Patientin noch sitzen konnte auch geduttet wurden, viel ansprechender ausssahen als die kurzen.
Begründung: die kurzen Haare verliegen sich ganz schlimm und die alten Damen hatten dann immer einen schrecklichen Hahnenkamm quer über den Kopf und hinten war's platt oder filzig. Wir haben meist 1x/Woche beim Badetag die Haare gewaschen, ab Tag 2 sah's meist schon wieder verboten aus. Die alten Pietistinnen oder Diakonissen hatten's da leichter: zurückkämmen, flechten, ggfs. dutten und das ganze sah ordentlich aus.

Re: Über 40 - Haare ab oder in mit langem Haar?

Verfasst: 23.03.2016, 12:23
von sabine33
Liesschen, das freut mich sehr zu lesen, daß es doch noch möglich ist, in einem Pflegeheim, wie grauenvoll das schon klingt, die Würde zu bewahren, denn diese Frau, so wie Du sie schilderst, "optisch erhaben" ja, sie ist eine Königin. Stark dement, ja ja, diese Beurteilungskriterien, würdelos das.
Ja, Fischle, ich stimm Dir zu, meine Beobachtungen sind auch so, die langen Haare Eurer Bewohnerinnen, geflochten, geduttet, das sieht ganz anders aus als diese Liegenester am Kopf bei kurzhaarigen Frauen.
Mir is es ja erst jetzt, um die 40 möglich, daß die Haare jetzt wachsen. Andere Baustellen, Ferritin, you know. Ich will ja mit 70 nicht aussehen wie mit 14 wo ich mir als Protest vom Friseur zu dem mich meine Mutter hingeschickt hat Punkfrisuren schneiden ließ, da will ich schon so in Würde altern wie die Königin, doch sicher nicht im Altersheim, das ist glasklar!
Beruhigend zu wissen, daß es Menschen wie Euch drei, Liesschen, Care und Fischle gibt, die den alten Frauen ihre Würde lassen, sprich die Haare dran, denn in Österreich in Lainz....oh, da war das mehr als andreas...und leider weiß ich Vorfälle, wo es noch passiert, so gegen die Menschenwürde in ganz legalen Heimen.
Das darf nicht geschehen und ich bin sehr froh, daß Ihr für Euch selbst um Eure Würde Euch sorgt und die auch der alternden Königin zugesteht. Dann wird es auch Euch nicht anders ergehen, und es wird immer jemand da sein, die die Löckchen inform bringt, wenn die eigenen Hände das nicht mehr können.

Re: Über 40 - Haare ab oder in mit langem Haar?

Verfasst: 23.03.2016, 12:45
von Marleane
ich finde auch die Frauen im Altenheim mit Zöpfen oder Dutts sehen einfach noch passabel aus. Mit kurzem Haar sieht frau schnell aus wie ein Wischmopp, besonders wenn man viel liegt oder liegen muss...kennt man auch aus dem Krankenhaus.

Re: Über 40 - Haare ab oder in mit langem Haar?

Verfasst: 23.03.2016, 12:50
von Liesschen
Liebe sabine,

Schön, dass das bewahren der persönlichen wünsche bzgl der lebensgewohnheiten im heim bei dir solchen anklang findet:) stark dement ist kein entwürdigendes etikett, sondern eine diagnose. Entwürdigend wäre es, wenn wir ohne diese diagnose überhaupt nicht auf ihre krankheit und ihre gewohnheiten eingehen könnte. Leider werden die "alten verwirrten" in unserer gesellschaft nicht als personen mit stimme gesehen. Denn auch diese haben ein seelenleben, egal wie sehr sie in ihrer eigenen welt sind. Und weil ihr zopf ihr viel wert ist (und sie, vermute ich, sich ohne den zopf nicht mehr auskennt), wird der jeden tag neu gekämmt und geflochten, unter ihren argusaugen:) ich möchte später (mit meinen 20 lenzen bin ich ja noch ein sehr junger hüpfer) auch noch die möglichkeit haben, ein individuum zu sein. Und dazu gehört auch, dass ich die langen haare behalten darf:)


(Aber ich möchte die vorfälle in lainz oder misshandlungen nicht mit dem abschneiden langer haare vergleichen. Das wäre den opfern gegenüber ein spott)

Re: Über 40 - Haare ab oder in mit langem Haar?

Verfasst: 23.03.2016, 12:58
von Silberfischchen
Wenn man Pflegeheim wörtlich nimmt, klingt es auch nicht grauenvoll. Pflege ist was feines, liebevolles, sorgfältiges. Ein Heim, Heimat, Zuhause zu haben ist auch was grundpositives.

Dass es de facto solche und solche Einrichtungen zur Pflege alter und/oder chronisch kranker Menschen gibt, ist davon unbenommen.

Re: Über 40 - Haare ab oder in mit langem Haar?

Verfasst: 23.03.2016, 13:48
von sabine33
Liebe Liesschen, 20 Lenze sagst Du, zählst Du, ja das freut mich, Deine Gedanken finden bei mir großen Anklang! Und ja, es stört mich, auch daß ein alter Mensch in einem Pflegeheim in eine Diagnose einzementiert wird, weil sich das soziale System so besser regeln läßt, als Person mit Stimme wird er nicht gesehen, weil "verwirrt". Diese Regelungen eröffenen ja auch Mißbrauch Tür und Tor, eben wie es schon geschah. Haare gegen den Willen abschneiden ist Körperverletzung und da ist zu den anderen Vorällen dann nicht mehr weit. In Österreich passiert das, seit verschiedenes aufgeflogen ist, so nicht mehr. Doch weiß ich leider von Fällen, die keine Angehörigen haben, total schwach sind, daß doch noch einiges vorkommt, was jeder Beschreibung spottet und ich will mich darüber jetzt und hier nicht mehr äußern.

Ja, sicher, Plege und Heim ist was Schönes. Doch es sollte in und mit Würde geschehen und das ist in einer Einrichtung, wo der Mensch in einem ihm fremden Kollektiv ist, vollkommen willkürlich mit anderen zusammen, nur bedingt möglich. Es gibt Menschen, die passen in kein Kollektiv, und da ist es oft nur eine Frage der Zeit, wie lange sie in einem Pflegeheim, einer öffentlichen Einrichtung durchhalten, mit oder ohne Haare.

Re: Über 40 - Haare ab oder in mit langem Haar?

Verfasst: 23.03.2016, 14:03
von daughty
OT, aber Liesschen, ich finde es sehr berührend, was Du über die Patientin und Deinen Umgang mit ihr (bzw. wie Du sie siehst) schreibst.

Re: Über 40 - Haare ab oder in mit langem Haar?

Verfasst: 23.03.2016, 14:09
von schnappstasse
Ich wünschte, im Pflegeheim meiner Oma würde auch nur annähernd jemand so auf die Patienten achten.